Ein Bericht über das Blockseminar „Text Fur Aliens“ von Ann Cotten, das im Dezember 2023 stattfand.

Bei Ann Cotten, der Poetikdozentin Hannovers im Wintersemester 2023, dreht sich alles um Sprache, Mehrsprachigkeit und Rhythmen. ‚Kreontik‘ nennt Ann Cotten diese Dichtung, in Anlehnung an die anakreontische Dichtung des Rokoko. Dementsprechend gestalten sich auch die Aufgaben für das Seminar. Wir sollen uns erste Sätze und Absätze verschiedener Texte anschauen, die schönsten, die rhythmischen, abfotografieren oder herausschreiben. Aus diesen Sätzen werden Gedichte geformt, Vierzeiler, die in ihrem Metrum den vorgegebenen Worten folgen. Das Ziel: einen kurzen Track aufzunehmen, ein Sample, in dem der Beat sich am Rhythmus der Wörter und Sätze orientiert. Es ist keine leichte Aufgabe, wenn man sich noch nicht allzu intensiv mit Aufnahme- und Mischtechniken beschäftigt hat, doch die Ergebnisse sind beeindruckend vielfältig und experimentell.

Wichtig für unsere Gedichte ist die Musikalität, der Rhythmus steht im Vordergrund, weniger die Sinnhaftigkeit. In welcher Sprache wir schreiben und aufnehmen ist erst einmal nebensächlich, es ist sogar besser, die herausgesuchten Sätze im Original zu verwenden. Wie schwierig es ist, eine gute Übersetzung zu erstellen, merken wir, als wir selbst Adorno übersetzen sollen, ohne den Sinn zu verfälschen. Jede Übersetzung ist auch eine Interpretation und je nachdem, wie sicher der/die Übersetzende mit der fremden Sprache ist, kann die Interpretation stark variieren. Doch das sollte niemanden davon abhalten, Sprachen zu lernen und vor allem auch: zu sprechen. „Du gehst aus Deutschland raus und merkst, dass es Unterscheidungen gar nicht gibt“, sagt Ann Cotten. Mehrsprachigkeit ist ein Geschenk, das für das eigene Schreiben genutzt werden kann.

In der Nachbesprechung unserer Musiktracks stellen wir fest, wie unterschiedlich Sprache, Musik und Rhythmus eingesetzt werden können. Einige Tracks sind nachdenklich und ruhig, fast sphärisch, andere könnten sich auf der nächsten Techno-Party wiederfinden. Ganz dem Titel der Dozentur entsprechend – ‚Text Fur Aliens‘ – haben wir einen neuen Zugang zur Poetik gesucht, der an aktuelle Trends anschließt, der vielleicht fehlerhaft ist, durch diese Fehler aber etwas Neues anregt.

Mareike Wienecke